Ebenso wichtig wie das lebenslange individuelle Lernen von Personen bzw. den Projektteammitgliedern, ist das permanente organisationale Lernen. Dabei ist zu beachten, dass nicht nur das jeweilige Projektteam sein Wissen vergrößert, sondern dass die Erkenntnisse dem gesamten Unternehmen/der gesamten Organisation zu Gute kommen. 5 Tipps wie ein "Projektmanagement-Wissensspeicher" aufgebaut werden kann:
1. Bewusstsein für Wissensweitergabe schaffen
Bereits von Beginn an sollten gewonnene Erfahrungen weitergegeben werden. Ein deutliches Bekenntnis dafür ist von der Unternehmensleitung bzw. der Projektleitung auszusprechen und schriftlich festzuhalten. Die Wissensweitergabe ist aber keineswegs reine „Chefsache“ – sie fällt in die Verantwortung jedes Teammitglieds und muss aktiv betrieben werden. Eine „wenn-mich-niemand-fragt-sag-ich-auch-nichts“-Einstellung ist nicht sehr hilfreich und abzulegen.
2. Methoden zur Wissensweitergabe aufbauen und anwenden
Entsprechende Methoden zur Wissensweitergabe sind von der Projektleitung bzw. der Organisation aufzubauen und anzuwenden. Diese sind u.a. kurzer Erfahrungsaustausch bei Projektsitzungen sowie deren Dokumentation, Erstellung und Veröffentlichung von Mikroartikeln, Durchführung von Debriefings, Durchführung von Erfahrungsaustauschworkshops zwischen Projektmanager*innen und Projektteammitarbeiter*innen, Erstellung und Update von Projektdatenbanken und eigenen Wikis, Erfahrungsberichte, Lessons Learned und Best Practices, Teilnahme an bzw. Einrichtung von Wissensgemeinschaften für Projektmanager*innen, Projektmitarbeiter*innen und Mitarbeiter*innen aus der Stammorganisation, Archivierung aber auch Verfügbarmachen von Projektdokumentationen und Erfahrungsberichten im Projektmanagement-Office.
3. Arten des organisationalen Wissens kennen
Es werden fünf Typen organisationalen Wissens unterschieden. Diese sind: Begriffswissen (projekt- oder fachspezifische Sprache bzw. Abkürzungen), Handlungswissen (Verantwortungsmatrix), Methodenwissen (Projektmanagement-Methoden und -Prozesse), Rezeptwissen (Spielregeln und Controllingschleifen), Grundsatzwissen (Zweck des Projekts sowie des Unternehmens). Projektleiter*innen müssen sicherstellen, dass diese Wissensarten im Projektteam und in der Projektorganisation vorhanden sind.
4. Konstruktive Fehlerkultur einführen
Fehler sind explizite Lernchancen. Deshalb ist es wichtig Fehler nicht zu tabuisieren. Das Motto sollte vielmehr lauten: Aus Fehlern lernen dürfen. Die Etablierung einer Fehlerkultur kann aber nicht angeordnet werden, sondern muss von der Unternehmens- und Projektleitung vorgelebt werden.
5. Altes Wissen entrümpeln
Ein wichtiger Aspekt beim Lernen ist das Ent-Lernen. Darunter versteht man das Loslassen und Verwerfen von alten, überholten Anschauungen und Wissen. Meist wird erst durch das Entrümpeln von altem Wissen Platz für neues Know-how geschaffen. Ebenso wie die mentale Entrümplung für jeden Einzelnen wichtig ist, ist auch die regelmäßige Entfernung von altem Wissen aus den analogen und digitalen Archiven von großer Bedeutung. Zuständigkeiten und Abläufe sind auch hierfür festzulegen.
Wenn Sie jetzt noch tiefer in die Materie des Wissensmanagements eintauchen wollen, kann ich Ihnen unsere Podcast-Folge zu diesem Thema ans Herz legen. Dort spreche ich mit Vanessa Salm, Gründerin von Wissensfaktor5 und Chief Knowledge Officer bei der Porsche Informatik, über gelebtes Wissensmanagement in der Praxis.
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