Kein Jubiläum ohne die Frage „Kannst du dich noch erinnern?“ Kein Geburtstag ohne Gratulationen und keine Feier ohne Glückwünsche für die Zukunft. Als "Verein zur Förderung der Netzplantechnik" in den 70ern gegründet, ist pma heute mit 1.300 Mitgliedern die größte Projektmanagement-Vereinigung in Österreich.
Brigitte Schaden: „Ein Meilenstein ist, dass der Rechnungshof dazu übergegangen ist, Projektmanagement als Erfolgsfaktor anzuerkennen.“
„Ich sehe eine Entwicklung des Projektmanagements über die Jahrzehnte hinweg, die immer angepasst ist an die Anforderungen der Zeit, in der Projekte umgesetzt wurden“, sagt pma Präsidentin Brigitte Schaden. „Zu Beginn ging es im Projektmanagement darum, Prozesse zu verkürzen, weniger Geld auszugeben und alle Expertisen einzubinden, die notwendig waren." Einen großen Meilenstein markierte der Begriff Stakeholdermanagement: Man denkt nicht nur an den Kunden, sondern auch an die eigene Organisation, das eigene Projektteam und bezieht Teile der Gesellschaft mit ein. Später kam der Kontext hinzu: Wie sieht die Strategie aus und welchen Einfluss hat das Umfeld auf mein Projekt? Ganz wesentlich werden dabei die Sozialkompetenzen. Sie gewinnen im Projektmanagement mehr und mehr an Bedeutung.
Was Brigitte Schaden auch freut, ist, dass es pma gelungen ist, mit den Ausbildungsanbietern, die in Konkurrenz stehen, gleichermaßen zu kooperieren. "Wir haben pma geöffnet und darauf geachtet, dass wir uns an den IPMA® Standards ausrichten und nicht an persönlichen Sichtweisen." Ein Meilenstein ist aus ihrer Sicht, dass der Rechnungshof in seinen Berichten dazu übergegangen ist, das Management von Projekten zu bewerten und zu kommunizieren – und damit als Erfolgsfaktor anzuerkennen.
Heute ist Agilität ein ganz wesentlicher Faktor. Wir bewegen uns in einem Umfeld, das sehr dynamisch ist, mit vielen Unsicherheiten und Risiken. Das heißt, eine langfristige Planung, wie wir früher hatten, macht überhaupt keinen Sinn. Deswegen gibt es laut Brigitte Schaden auch "Design Thinking", "Prototypen" und "agiles Vorgehen". Sie sieht aber in keinster Weise einen Gegensatz von agil und klassisch. Für sie ist es einfach eine Weiterentwicklung. "Was das Morgen anbelangt, sehe ich 'Artificial Intelligence' als wichtige Entwicklung an. Damit einher geht ein zusätzliches Risiko, das wir im heurigen pma focus unter dem Titel 'Fakt oder Fake' behandeln werden."
Günther Lauer: „Social Skills sind die wichtigsten Fähigkeiten von Projektmanager*innen.“
„Agilität ist mittlerweile im Projektmanagement angekommen“, sagt pma Vorstandvorsitzender Günther Lauer. „Projekte müssen in viel kürzeren Zeiten umgesetzt werden, und so haben auch neue Modelle und Methoden Einzug gehalten. Wir erleben heute, dass sich die Komplexitäten sowohl in den Projekten als auch im Projektmanagement erhöht haben, weil immer mehr Systeme voneinander abhängig sind. Man baut selten auf der grünen Wiese, sondern meist in etwas Vorhandenem. Das reicht von der Umweltverträglichkeit bis hin zu IT-Sicherheitssystemen."
Zurückblickend sieht Günher Lauer eine Entwickkung von menschenzentriertem Vorgehen – die Projektleitung macht für sich einen Projektplan – zu tool-unterstützten, konzernzentrierten Systemen, mit vernetzter Darstellung. Und das hat in der Folge auch zu Portfoliomanagement geführt. Verstärkt dort, wo in mehreren Projekten Abhängigkeiten zu managen sind und man das durch die Tool-Landschaft leichter handhaben kann. "Die Probleme, die wir in Projekten haben, liegen großteils immer noch in der Kommunikation. Daher gehören Social Skills zu den wichtigsten Fähigkeiten von Projekt-, Programm- und Portfoliomanager*innen, die mit Menschen etwas vereinbaren, kommunizieren und steuern können müssen.“
In der Diskussion von agil und Wasserfall sieht Günther Lauer, dass vieles in Richtung hybride Ansätze gehen wird. Weil fast immer ein Projekt eine Basis hat, die im Wasserfall zu erstellen und zu planen ist, und dann eine gewisse Dynamik notwendig ist, während des Projektverlaufs Anforderungen immer wieder neu anzupassen.
Arkad Kuhnle: „Wissen, Methoden, Unterstützung im Projektmanagement - es ist alles da, es muss nur angewendet werden.“
„Wenn ich mich mit der Zukunft des Projektmanagements beschäftige, denke ich an Blockchain und wie man diese Technik nutzen könnte“, so pma Vorstand Arkad Kuhnle. Ihn bewegen derzeit beispielsweise die CryptoWiener, das Künstlerkollektiv, das Räume, sogar ganze Welten aus Pixels erschafft. Darüber hinaus geht es um den Einfluss von "Artificial Intelligence". Heute sind Teams es gewohnt mit Google umzugehen, morgen müssen sie vorbereitet sein, "Artificial Intelligence" zu nützen. Weiters denkt er auch an "ChatGPT", das jetzt in aller Munde ist. Für ihn sind heute ausreichend Wissen, Methoden und Unterstützung im Projektmanagement vorhanden, sei es klassisch oder agil, aus dem man als Projektmanager*in wählen kann, wie man am besten an das Ziel kommt. Oder anders formuliert: "Es ist alles da, es muss nur angewendet werden!"
"Wenn ich zurückblicke, sehe ich einen Meilenstein vor etwa 30 Jahren, als erstmals die Rolle eines Projektmanagers, einer Projekmanagerin beschrieben wurde. Ein zweiter ist die Einführung der pm baseline, mit der wir in Österreich ein anerkanntes Werkzeug geschaffen haben, das für Unternehmen und Personen einen konkreten Nutzen bringt." Die nächste Entwicklung war laut Arkad Kuhnle, der Umtieg von Methoden auf Kompetenzen, der trotz vorheriger Skepsis gut gelungen ist. Mittlerweile sieht man, dass alle auf Kompetenzen setzen. "Der letzte Meilenstein, der sich an der Grenze zwischen Gestern und Heute bewegt, dreht sich um Agilität. Wir haben bei pma einen Weg gefunden, mit dem Thema umzugehen, dass es einen Nutzen für alle Projektinteressierten darstellt.“