Die folgenden Schritte sind eine Idee für eine strukturierte Anleitung für eine realistische Selbsteinstufung von Projektmanagement-Kompetenzelemente der ICB4 auf Basis einer authentischen Selbstreflexion.

 

Allgemeine Vorbereitungen

Bevor Sie sich in den Prozess der Selbstreflexion und Selbsteinstufung stürzen, sind grundsätzliche Vorbereitungen empfehlenswert.

 

Einstellung und Haltung

Planen Sie für das Self-Assessment ausreichend Zeit ein und suchen Sie sich einen ruhigen Ort. Führen Sie die eigene Verhaltensbeobachtung aus der Meta-Ebene gewissenhaft und offen durch. Ein klar artikulierter Selbstbezug bei der Betrachtung und der Beschreibung soll bewusst hergestellt werden.

 

Die richtige Einstufung - Bloom'sche Taxonomie

Die Selbsteinstufung der eigenen Erfahrung und des Wissens zu den jeweiligen Kompetenzelementen erfolgt nach einem 6-stufigen Bewertungsschema, das sich an die Bloom´sche Taxonomie anlehnt.

 

Dabei steht für die niedrigste Stufe (1) das „Wissen“ und für die höchste Stufe (6) „Beurteilung“. Im Prinzip geht es um eine taxonomische Einstufung dazwischen, ob man nur etwas weiß (z.B. auswendig aufzählen) oder etwas auf Basis von Wissen und Erfahrung (z.B. eigene Konzepte) ableiten und evaluieren kann.

 

Schritte bei der Selbsteinstufung

  1. ICB4 Kompetenzelemente vertiefend nachlesen und bei der Bewertung die Kompetenzindikatoren (KCI) miteinbeziehen
  2. Ersteinstufung, intuitiv und spontan mit Self-Assessement-Sheet erstellen (Bloom´sche Taxonomie 1-6)
  3. Ausgewählte Kompetenzelemente/ICB4 mit STAR-Methode erläutern und/oder beschreiben
  4. Eine schriftliche Selbstreflexion regt die linke und rechte Gehirnhälfte an und bringt somit ganzheitlichere Ergebnisse!
  5. Review der Ersteinschätzung und allfällige Adaptierung
  6. Idealerweise auch über ausgewählte Kompetenzelemente/ICB4 im Dialog sprechen (z.B. Erfahrungsaustausch mit Kolleg*innen)
  7. Gegebenenfalls auch noch Feedback einholen - Selbst- und Fremdbild abgleichen (360 Grad-Feedback)
  8. Kompetenz-Selbsteinstufung wiederholen und allenfalls die Self-Assesment-Tabelle adaptieren.

 

STAR-Methode

Die STAR-Methode unterstützt eine verhaltensorientierte Betrachtung und strukturierte Beschreibung des jeweiligen Kompetenzelements.

  • S (Situation) - Darstellung einer konkreten Ausgangssituation
  • T (Task) - Welche Herausforderungen und Aufgabenstellungen haben sich daraus ergeben?
  • A (Action) - Welche Handlungen und Entscheidungen habe ich gesetzt bzw. nicht gesetzt?
  • R (Result) - Was war das konkrete Ergebnis meiner Handlungen und Verhaltensweisen?

Neben den Ergebnissen sollte man unter „Result“  auch eine selbsterkenntnisreiche und auf den Punkt gebrachte Selbstreflexion zu diesem Kompetenzelement erläutern.

 

Mögliche Fragestellungen an sich selbst

Wichtig ist die Verwendung guter Reflexionsfragen. Nehmen Sie sich Zeit, um in sich hineinzuhören und warten Sie die Antworten aus der „eigenen Tiefe des Ich´s“ ab.

Beispiele für Fragestellungen:

  • Warum habe ich mich so (oder auch nicht) verhalten?
  • Mit welchen Vorgehensweisen habe ich welche Erfahrungen gesammelt?
  • Was werde ich das nächste Mal anders machen?
  • Welche Gefühle wurden in mir ausgelöst und wie bin ich damit als  Führungskraft umgegangen?
  • Welche Schlussfolgerungen (Lessons Learned) habe ich daraus abgeleitet?

 

Nachbereitung

Formulieren Sie eine abschließende knackige Zusammenfassung zur eigenen Projektmanagement-Kompetenz! Das ist ein zusätzlicher wichtiger Schritt für diesen durchaus zeitaufwendigen aber wertvollen Erkenntnisprozess.  Wo sehe ich meine Stärken bestätigt, wo habe ich allfälligen Nachholbedarf identifiziert, um betroffene PM-Kompetenzelemente weiterzuentwickeln? Für welchen Kompetenzlevel (D, C, B, A) stufe ich mich selbst ein?

 

Viel Spaß und Erfolg auf Ihrem Weg zur fundierten PM-Kompetenz-Selbsterkenntnis! Den Nutzen und die Relevanz von Selbstrexlexion können Sie im ersten Blog-Beitrag nachlesen.

Peter Birnstingl, MSD, MSc, SPM, CMC

Peter Birnstingl ist seit 2008 selbständiger Unternehmensberater, Trainer, Projektmanager und Wirtschaftsmediator (Firma Projektschmiede Consulting & Training e.U.). Er hat langjährige Führungserfahrung als Berufsoffizier im Bereich Kommunikation und Führungsunterstützung gesammelt. Darüber hinaus hat er Berufserfahrungen in der Lehrgangsleitung an der Universität für Weiterbildung in Krems für den Universitätslehrgang „Internationales Projektmanagement MSc“ sowie in der Assessoren-Tätigkeit für pma Zertifizierungen. Seine beruflichen Schwerpunkte sind Organisationsentwicklung, Projektmanagementberatung/Coaching und Training mit dem Fokus auf den agilen Umgang mit Ungewissheit und Unerwartetem im Kontext von Projektabwicklungen.


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