Seit Beginn des Jahres verbreitet sich das Corona-Virus und es lehrt uns, dass wir Menschen verletzlich sind und Wege finden müssen, der Pandemie zu begegnen. Jobverlust, Kurzarbeit, Wirtschaftseinbruch. Das Corona-Virus setzt uns schwer unter Druck. Das öffentliche Leben ist eingeschränkt und auch das soziale Miteinander tiefgehend betroffen.

Acht Monate nach dem Lockdown hat Corona die Arbeitswelt auf den Kopf gestellt. Mitarbeiter*innen sind im Home-Office, Meetings finden im virtuellen Raum statt, und viele Unternehmen, ja ganze Branchen, verlieren von einem Tag auf den anderen ihre Geschäftsgrundlage.

Das Virus zwingt uns alle, Personen wie Unternehmen gleichermaßen, Lösungen für die Weiterführung des Lebens herbeizuführen. Besonders in Krisenzeiten ist es wichtig, mutig und mit Zuversicht nach vorne zu blicken und Neues auszuprobieren. Denn bekanntlich steckt in jeder Krise auch eine neue Chance, die man nützen sollte, statt in Schockstarre zu verharren. Wenn plötzlich das Geschäftsmodell wegfällt, können die Methoden des Projektmanagements sehr hilfreich sein

 

Unsicherheiten managen

Wer im Projektmanagement arbeitet, muss sich immer wieder auf neue Situationen einstellen (können). Denn in Projekten ist die Ausnahme oft die Regel. Projektmanager*innen sind es gewohnt, flexibel und dynamisch mit Unsicherheiten umzugehen. Ich würde sogar behaupten, sie mögen das! Mit Unsicherheiten zu recht kommen müssen – nolens volens – aufgrund der aktuellen Krisensituation nicht nur Projektleiter*innen, sondern auch die Führungskräfte in den Organisationen. Die Corona-Krise beschleunigt hier eine Entwicklung, die schon länger in Gange ist: Ob Projektmanagement oder Linienarbeit, die Anforderungen werden einander immer ähnlicher. Eine rigide Abgrenzung gibt es defacto nicht mehr. Auch in der Linie ist es heute notwendig, interdisziplinär und vernetzt zu arbeiten.

 

Home Sweet Home Office

Gerade die ersten Tagen nach dem Lockdown waren geprägt von höchster Verunsicherung und größtem Chaos. Rasches, unaufgeregtes Handeln war gefragt. Teilweise während des Wochenendes mussten IT-Strukturen für das Home-Office geschaffen, Projekte weiter am Laufen gehalten und Teams, über Ländergrenzen hinweg, virtuell koordiniert werden. Nicht jede Umstellung hat geräuschlos geklappt, aber die Mischung aus gesundem Hausverstand, dem Blick fürs Machbare und individuelle kreative Lösungen sorgten dafür, dass die Umstellung großteils sehr gut funktioniert hat.

Selbst erfahrene Projektleiter*innen erkannten in der Krise, dass es nicht darum ging, nur Leistungen einzufordern und Arbeitszeiten zu kontrollieren, sondern Strukturen und Räume zu schaffen, digitale Plattformen und Tools zur Verfügung zu stellen, und vor allem auf den sozialen Austausch zu achten.

Und auch hier hat sich gezeigt, dass Unternehmen, die bereits vor der Corona-Krise Home Office-Lösungen etabliert hatten, innerhalb kürzester Zeit auf Remote Work switchen konnten, während andere viel Zeit dafür aufwenden mussten, Berührungsängste abzubauen und die digitale IT-Infrastruktur aufzusetzen.

 

Krisen sind immer auch Chancen

In der Krise zeigt sich wie gut Organisationen ihre Projekte aufgesetzt haben. Gerade in Ausnahmesituationen müssen Ressourcen noch präziser gesteuert werden als im Normalbetrieb. Wer in konjunkturstarken Zeiten für Risikostreuung, Diversität und Stakeholdermanagement gesorgt hat, profitiert davon in schwierigen Zeiten. Dazu gehört ein gut ausbalanciertes Projektportfolio, das auf der obersten Ebene einer Organisation gesteuert wird, wo Strategie und Gesamtbudget verantwortet werden. Auch ausreichend vorhandenes Eigenkapital kann über Auftragsrückgänge und Projektausfälle hinweg helfen. Zusammengefasst: Professionelles Projektmanagement, kompetente Projektmanager*innen und ein konsequentes Projektportfolio entscheiden über die Wettbewerbs- und damit die Überlebensfähigkeit eines Unternehmens in der Krise mit.

Krisen zu bewältigen und sie als Chance zu begreifen und nicht in einer Weltuntergangsstimmung zu verharren, gehört zu unserem Leben. Privat genauso wie beruflich. Gerade jetzt sind wir als Menschen aufgerufen, zu reflektieren was uns wirklich wichtig ist und das zu tun, was wir am besten können: Neugierig sein und Neues ausprobieren. Mit Kreativität, Humor und Zuversicht. Dann brauchen wir uns vor der Zukunft nicht zu fürchten.

 

Der Beitrag erschien zuerst in Der Standard.

Mag. Brigitte Schaden

Brigitte Schaden ist Präsidentin von Projekt Management Austria (pma). Die studierte Versicherungsmathematikerin und Betriebsinformatikerin ist Inhaberin von BSConsulting und als Managementberaterin, Coach, Wirtschaftsmediatorin, Lektorin, tätig. Außerdem ist Brigitte Schaden IPMA® Assessorin, Chair von GAPPS (Global Alliance for the Project Professions), IPMA® Honorary Fellow sowie Vortragende auf Konferenzen in Brasilien, China, Indien, Korea, Südafrika, Australien, Nepal, Panama und in ganz Europa. Die ehemalige IT-Leiterin, Projektmanagerin und -auftraggeberin sowie PMO-Leiterin war außerdem Vizepräsidentin, Präsidentin und Chair der International Project Management Association, Personalleiterin und Organisationsentwicklerin.


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