Im aktuellen pma Podcast habe ich mit Expertin Lisa-Marie Fassl über die Bedeutung von Projektmanagement in Start-Ups und deren Beitrag zum Gelingen eines Start-Ups gesprochen. Sie ist seit Mai 2021 Start-Up Beauftragte der Österreichischen Bundesregierung und selbst Gründerin eines Start-Ups (Female Founders). In dieser Funktion ist sie dafür zuständig, dass die Wichtigkeit von Start-Ups als Wirtschaftsfaktor in Österreich erkannt wird und ermöglicht es somit indirekt, dass die Innovationen die Start-Ups bringen, die Technologien von morgen werden können. Diese Innovationen bringen der Bevölkerung einen Mehrwert und können unser aller Leben vereinfachen. Österreich hinkt leider sowohl im internationalen als auch im europäischen Vergleich im Bereich Start-Ups hinterher. Um das zu ändern, gibt es einen Forderungskatalog, um internationale Best Practice auch in Österreich zu etablieren. Das wären beispielsweise eine neue, innovative Rechtsform, die es ermöglicht, schneller und unbürokratischer Unternehmen zu gründen, Mitarbeiter*innen in einer nachvollziehbaren und transparenten Weise am Unternehmen zu beteiligen ohne sie steuerlich zu benachteiligen oder ein barrierefreier Arbeitsmarkt für eine leichtere Akquise von vielversprechenden Talenten aus dem Ausland.

 

Weniger Prozesse und Strukturen

Start-Ups unterscheiden sich massiv von etablierten Unternehmen, weil es keine Prozesse und Strukturen gibt. Diese fehlenden Strukturen können gerade am Anfang durchaus hilfreich sein, weil es ein Start-Up agiler macht. Man sieht erstaunlich schnell erste Ergebnisse, kann diese am Markt testen und auch gleich wieder weiter entwickeln. Erst ab einer gewissen Unternehmensgröße wird das Fehlen von Prozessen bemerkbar. Die intrinsische Motivation ist gerade zu Beginn für Gründer*innen die Hauptmotivation überhaupt zu arbeiten. Der Verdienst ist anfangs gering, die Arbeitslast extrem hoch und gerade als Gründer*in ist man in allen Bereichen involviert und stark ausgelastet. Ohne diese intrinsische Motivation scheitern sehr viele Gründer*innen. Finanzierung ist ein weiteres Thema, das Start-Ups und Projekte stark unterscheidet. Start-Ups müssen oft erst ihre finanziellen Mittel in Finanzierungsrunden erhalten. Durch Investor*innen erhalten sie externe Validierung. Diese Investor*innen sind auch oft eine Bereicherung, weil sie auch in anderen Bereichen wie beispielsweise Business Development eine Unterstüztung sein können.

 

Projektmanagement Know-how ist essenziell

Gutes Projektmanagement ist auch in Start-Ups ein wichtiges Thema. Durch den Einsatz von Methoden und Tools bekommen Start-Ups eine Struktur nach der Sie ihre Tätigkeiten abarbeiten können. Sozialkompetenzen sind ebenfalls ein wesentlicher Erfolgsfaktor in Start-Ups: Kommunikation ist dabei der wichtigste Social Skill überhaupt und wird in vielen Bereichen benötigt. Kommunikation mit Investoren und Investorinnen – wie präsentiere ich meine Idee, wie verkaufe ich mich gut? Kommunikation gegenüber Mitarbeit*innen: Wie motiviere ich meine Mitarbeiter*innen für mich zu arbeiten? Geld kann nicht die Nummer 1 Motivation sein, es muss eher das Teamgefüge, oder das Gefühl, dass man mit seiner Arbeit etwas bewegt der Grund sein, warum man für ein Start-Up arbeitet. Auch im Bereich der zwischenmenschlichen Kommunikation ist Feingefühl gefragt: Gründer*innen müssen lernen Arbeit abzugeben, tun dies aber nicht gerne, weil sie ihr Projekt ja von Anfang an begleitet haben. Hier gilt es, die Balance zu finden und Punkte auch offen anzusprechen.

 

Risiken und Erfolgsaussichten

Die Szene ist leider sehr männlich und elitär dominiert. Das ist laut Lisa-Marie ein suboptimaler Zustand. Start-Ups sollen helfen die Zukunft zu gestalten, indem sie die Innovationen und Technologien von morgen schaffen. Durch die männliche Dominanz in der Szene werden aber viele Gruppen, wie zum Beispiel Frauen oder Menschen mit ethnischem Hintergrund bei der Entwicklung von neuen Produkten und Technologien oft gar nicht mitgedacht. Man baut quasi Zukunft an einem Großteil der Bevölkerung vorbei. Deshalb hat Lisa-Marie Fassl auch Female Founders gegründet: Um Frauen in der Start-Up Szene sichtbar zu machen und zu unterstützen.

Der Hauptgrund, warum Start-Ups scheitern liegt bei den Gründern und Gründerinnen selbst. Wenn mehrere Gründer*innen beteiligt sind, funktioniert die Zusammenarbeit oft nach einer gewissen Zeit nicht mehr, oder Gründer*innen geben aufgrund der hohen Workload einfach auf. Nicht unwichtig ist aber auch die Frage, ob es für das Problem, das mit dem Start-Up gelöst werden soll, überhaupt einen Markt gibt. Die Erfolgsfaktoren von Start-Ups lassen sich aber vereinfacht gesagt mit „Menschen“ zusammenfassen: Seien es Gründer*innen, Mitarbeiter*innen oder auch Investor*innen. Alle tragen einen wichtigen Punkt zum Gelingen eines Start-Ups bei.

Das vollständige Gespräch mit Lisa-Marie Fassl finden Sie hier zum Nachhören.

 

Ing. Alexander Vollnhofer, MSc, cPM

Ing. Alexander Vollnhofer, MSc, cPM leitet die pma Geschäftsstelle. Er hat seine Studienschwerpunkte Projektmanagement, IT und Sozialwissenschaft in Projekten für die öffentliche Verwaltung zum Einsatz gebracht. Besonderes Interesse hat der begeisterte Schifahrer an komplexen Entscheidungsprozessen und am Mentoring junger Projektmanager*innen entwickelt. Alexander Vollnhofer ist seit 2013 pma Mitglied und leitete 2017 die pma young crew, die pma Plattform für Einsteiger*innen im Projektmanagement. Seit 2018 ist er im pma Vorstand und als Geschäftsstellenleiter für pma tätig. Seine Zuständigkeit im Vorstand umfasst die Betreuung von pma young crew Aktivitäten und den Bereich Innovation.


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