Pay-Gap im Projektmanagement

Projektmanager*in ist ein gefragter Beruf. Gut bezahlt, zudem zeitlich relativ flexibel und auch deswegen für Frauen gut geeignet. Allerdings zeigen sich im Projektmanagement noch deutliche Geschlechterunterschiede, wie die Karriere- und Gehaltsstudie von GPM, pma und spm zeigt. Frauen verdienen in den Positionen des Projektmanagements in Österreich rund ein Fünftel (21,5 Prozent) weniger als Männer. In Deutschland hingegen beträgt der Pay-Gap "nur" rund elf Prozent.

 

Leaky Pipeline

Dabei tritt das Phänomen der Leaky Pipeline, also dass Frauen auf dem Weg nach oben verlieren, deutlich zutage: Beim Einstieg verdienen Frauen nämlich sogar ein paar Prozentpunkte mehr als Männer. Je höhere Positionen man betrachtet, desto stärker kehrt sich das um. „Der Ausbildungslevel von Frauen ist in den letzten vierzig Jahren enorm gestiegen. Aber in den Führungsetagen kommen Frauen in diesem Ausmaß nicht an“, so pma-Präsidentin Brigitte Schaden.

 

In der Schweiz

Ingrid Giel, Präsidentin des Schweizer PM Vereinigung spm, führt den Pay-Gap auf die häufige Teilzeit-Arbeit von Frauen zurück. Die Arbeitszeitmodelle sind nach wie vor traditionell verankert. „In der Schweiz stoßen Männer, die Teilzeit arbeiten wollen, oft auf Unverständnis“, berichtet Giel.

 

Frauen in Leadership-Positionen

Generell zeigt sich, dass Unternehmen und Organisationen immer mehr auf Projektorganisation setzen. Heute ist Projektarbeit in fast allen Branchen zu finden. Damit steigen auch die Karriereperspektiven für Frauen. „Waren es früher vor allem Männer in IT Projekten, gibt es mittlerweile durch die Vielfalt an Projekten auch mehr Frauen in Leadership Positionen“, konstatiert Martina Huemann, pma Vorstandsmitglied. Auch der Weg in gut bezahlte Branchen steht qualifizierten Projektmanagerinnen offen, meint Yvonne Schopper, IPMA Vice President Membership, denn: „Projektmanagement kann eine Chance für Frauen mit geisteswissenschaftlichem Hintergrund sein, um etwa in den MINT Bereich zu wechseln, auch ohne einschlägige Fachausbildung.“

 

Die Welt der jungen Projektmanagerinnen

Nachwuchsarbeit wird innerhalb der IPMA® und bei pma groß geschrieben. Mit der young crew steht jungen Projektmanager*innen eine Plattform für Vernetzung und Austausch zur Verfügung. Wie schaut Gleichberechtigung bei jungen Frauen aus? „Junge Frauen werden sichtbar, sie zeigen, was sie im Berufsleben leisten“, sagt Alexandra Kirbes, Chair der pma young crew. Und auch Unternehmen greifen Diversity-Themen vermehrt auf. Ihre Kollegin Chiara Hänel, Chair der IPMA Young Crew, bestätigt diese Entwicklung. Sie sieht „Oasen, in denen es viel Gleichberechtigung gibt.“ Diese Inseln findet sie nicht überall. „In der IT- und Techbranche ist die 'Boys Club Culture' noch immer stark vertreten.“

Soll heissen: Männer planen, Frauen setzen operativ um.

 

Mehr Role Models gesucht

Der Blick auf Benachteiligungen erschöpft. Schauen wir doch auf das, was uns weiterbringt. pma-Assessorin Iris Hauck-Rameis meint: „Lasst uns die Stärken von Frauen im Projektmanagement hervorheben.“ Und selbstbewusst auf das schauen, was frau leistet. „Ich kann mich in männerdominiertem Umfeld sehr gut behaupten, weil ich die Dinge selbstbewusst in die Hand nehme“, so Hauck-Rameis. Vielleicht schon eine Mentorin für junge Kolleginnen?

Die 90 Minuten im gemütlichen virtuellen Kaminzimmer waren gefüllt mit Erfahrungen, Anregungen und Ideen, wie dieser Rahmen fortgesetzt werden kann: Mehr Sichtbarkeit von Projektmanagerinnen, mehr Role Models, mehr Austausch von jungen und erfahrenen Kolleginnen. pma-Präsidentin Brigitte Schaden verspricht: „Unser heutiger pma talk war nur der Anfang. Wir bleiben weiter dran.“   

Susanne Wegscheider

Susanne Wegscheider ist Managing Partner der PR-Agentur com_unit. Sie absolvierte das Studium der Politikwissenschaft und Volkswirtschaft an der Universität Wien, ist Lektorin an der Donau-Universität Krems, und hat als Dipl. Sozialarbeiterin in der Steiermark und in Wien gearbeitet.


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