In der August-Auflage des trend. gibt pma Präsidentin Brigitte Schaden ein Interview über gutes Projektmanagement als Ab- und Vorbild lebendiger, demokratischer Prozesse. In diesem Blog-Artikel können Sie das Interview noch einmal nachlesen.
trend. „Mit Projektmanagement die Welt verbessern“ ist Titel und Motto Ihres großen Branchenevents. Angesichts geballter globaler Probleme ein etwas hoher Anspruch?
Brigitte Schaden: Das große Bild ist tatsächlich geprägt von vielen gleichzeitigen Krisen und Herausforderungen – Krieg, Klima, Desinformation, Lebenshaltungskosten. Geopolitisch erscheint vieles unsicher und das stellt unsere Demokratie auf eine harte Probe. Projekte sind eine hervorragende Option, um lebendige Strukturen und funktionierende demokratische Prozesse in einem Arbeitsumfeld konkret zu erleben und zu sehen, wie sich damit etwas zum Besseren verändert. Das lässt die Beteiligten dann positiver in die Zukunft blicken. Was Demokratie ausmacht, steht auch hinter gutem Projektmanagement.
trend. "Welches demokratische Element haben Sie da im Blick?"
Brigitte Schaden: Jedes Projektteam besteht aus verschiedenen Experten mit unterschiedlichen Spezialisierungen, Kulturen, Sprachen. Die müssen sich einigen, denn Diktatur ist in Projekten nicht möglich. Dieser Einigungsprozess ist das Wertvolle, die konstruktive Arbeit an Lösungsideen. Internationale und virtuelle Teams sind in der Projektarbeit üblich und gelernt. Dort ist klar, das Projektzusammenabriet nur gemeinsam und mit gemeinsam definierten Spielregeln funktioniert. Der Umgang mit hoher und steigender Heterogenität ist in Projekten ein absolutes Muss, in der Gesellschaft insgesamt aber nicht so gewohnt.
trend. "Über welche Grundlagen muss sich ein multinationales, virtuelles Projektteam einigen?"
Brigitte Schaden: Ein Beispiel: Der Termin „neun Uhr“ kann in verschiedenen Kulturen nuancierte Bedeutungen haben. Ob das als „Punkt neun“ oder „ab neun Uhr“ verstanden wird, hat Auswirkungen auf die Arbeit. Damit umzugehen und sich auf ein gemeinsames Verständnis zu einigen, ist notwendig. In einem sehr internationalen Team habe ich erlebt, wie das spielerisch gelernt werden kann, wenn definiert wurde“ neun Uhr wie Deutsche“. Andere Sichtweisen zu erleben, den Vor- und Nachteil auf Metaebene erkennen und Kompromisse einzugehen, die für alles passen, das ist echte Demokratie.
trend. "Und was Projektziele betrifft?"
Brigitte Schaden: Im Fokus von Projekten steht immer ein klares Ziel. Es geht darum, die besten Wege, Prozesse und Strukturen zu finden, um es zu erreichen. Projekte verfolgen klare Ziele, um etwas realistisch Veränderbares zu verändern. Daraus ziehen Beteiligte positive Energie, statt über komplexe Weltprobleme zu lamentieren und darob in Frust zu verfallen.
trend. "Wo ist da die Rolle von Moral, Ethik, Werten, die Firmen in Kontext von Purpose gerne im Mund führen?"
Brigitte Schaden: Es ist wichtig, das Projektverantwortliche ihr Handeln – wie interdisziplinär zusammengearbeitet wird, wie Personen an Entscheidungen beteiligt werden oder Austausch mit externen Stakeholdern erfolgt – an ethischen Grundwerten ausrichten. Unethisches Verhalten kann jedes Projekt zum Scheitern bringen. Aber auch da gibt es nicht einen Standard. Was ethisches Verhalten auszeichnet, hängt von Kultur und gesellschaftlich akzeptierten Werten ab. Als Projektmanagerin oder Projektmanager sollte man nie davon ausgehen, dass alle Stakeholder, Teammitglieder und Umwelten das gleiche Ethikverständnis haben. Heute haben alle Unternehmen Wertekataloge, Leitlinien, Complianceregeln. Aber entsprechen die immer dem echten Mindset? Wenn man überlegt, welche Grundwerte für ein Projekt gelten, muss man sich dessen bewusst sein und sowohl die formellen als auch die informellen Richtlinien der Organisation kennen, für die man tätig ist. Wenn Ethikwelten zu weit auseinanderklaffen, ist eine gute Zusammenarbeit schwer möglich.
trend. "Welche Themen prägen Projektmanagement aktuell?"
Brigitte Schaden: Beim Hype um Agile schlägt das Pendel etwas zurück, die Nachfrage nach Agile Leadership- Zertifizierungen steigt aber stetig. Geht es um Innovationen, erreicht keine andere Arbeitsform die Handlungsspielräume, wie sie Projekte bieten. Und KI verändert alles – auch die Führung und Teamarbeit in Projekten.
Den gesamten Leitartikel und das Interview können Sie im trend. nachlesen.
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