Karin Kroneder arbeitet seit 1990 bei Siemens Österreich. Sie hat Informatik an der TU Wien studiert und bei Siemens Österreich mittlerweile verschiedene Berufsstationen durchgemacht. Seit 2013 arbeitet sie bei Siemens Mobility Austria. Sie ist Level A pma/IPMA® zertifizierte Projektmanagerin und bringt viel Erfahrung als Projektleiterin mit. Unter anderem war sie bereits PMO-Leiterin, Führungskraft in der Human Ressources und im Vertrieb und jetzt bei Siemens Mobility im Werk Wien. Karin Kroneder hat in der Vergangenheit also umfangreiche Erfahrung gesammelt und schon oft Organisationen aufgebaut - sie ist die ideale Gesprächspartnerin zum Thema „Führung“.

Siemens Mobility bietet Transportlösungen an. Das Unternehmen produziert Schienenfahrzeuge und bietet Bahnautomatisierungslösungen an. Schienenfahrzeuge werden für Kunden weltweit in Wien im Werk im 11. Bezirk gebaut. Zu den Kunden zählen zum Beispiel die Metro London, der Tag-Nacht-Zug der ÖBB oder die neuen Wägen der U5-Linie der Wiener Linien.

 

Disziplinäre Führung vs. Führung in Projekten

Führung in Projekten und disziplinäre Führung sind sich laut Kroneder auf den ersten Blick relativ ähnlich. In beiden Fällen muss man Menschen zu Teams formen und gemeinsame Ziele unter oft schwierigen Randbedingungen erreichen. Der vermeintliche Vorteil disziplinärer Führung – nämlich Macht ausüben zu können – ist aus Kroneders Sicht in der Praxis eigentlich keiner. Vor allem, weil in dieser sehr volatilen Arbeitswelt oft nicht klar ist, was richtig und was falsch ist. In der disziplinären Führung begleitet man Menschen aber meist wesentlich länger in ihrer beruflichen Entwicklung, als in temporär aufgesetzten Projekten und kann daher stärker in Weiterbildung investieren.

 

Was ist gute Führung?

In der Theorie muss gute Führung ein High-Performance-Team aufzusetzen und Strukturen schaffen, die es ermöglichen die Projekt- oder Unternehmensziele zu erreichen. Die Realität sieht aber aufgrund zahlreicher Einflussfaktoren ganz anders aus: Eine gute Führungskraft muss laut Kroneder Stabilität, Sinn und Ordnung geben, wo es notwendig ist, und diese dann in Frage stellen, wenn es zu viel davon gibt. 

Anders gesagt: Ein*e Projektleiter*in muss einen Rahmen schaffen, die Mitarbeiter*innen aber auch aus diesem Rahmen holen, wenn er sie in eine Einbahn führt. Außerdem muss man als gute Führungsperson Vertrauen in das Projektteam haben und gut darin sein, Führung zu teilen (Shared Leadership) oder zumindest zu delegieren. Gute Führungspersönlichkeiten können auch kontext- und situationsabhängig auf ein sehr breites Handlungsportfolio zurückgreifen, damit sie bei wesentlichen Entscheidungen schnell und flexibel reagieren können. Dieses Handlungsportfolio bekommt man vor allem durch Erfahrung. Durch das Kennenlernen verschiedener Situationen kann man Muster wiedererkennen und entsprechend Maßnahmen setzen. Abschließend nennt Kroneder noch das Interesse an Menschen und hohes Engagement, Veränderungen voran zu treiben, als wesentliche Eigenschaften einer Führungskraft. Führungskräfte müssen wider Erwarten nicht unbedingt die besten Fachkenntnisse haben. Denn durch das Stellen der richtigen Fragen, kann man die Weiterentwicklung des Teams trotzdem immens vorantreiben. Laut Kroneder ist es am besten, wenn die Führungskraft die richtigen Fragen stellt und die Antworten vom Team bekommt, um gemeinsam eine Lösung zu finden.

 

Tipps vom Profi

Gegen Ende des Gesprächs hatte Karin Kroneder noch einige Tipps für die Zuhörer*innen.

  • In Krisenzeiten ist die größte Herausforderung für Unternehmen nicht die Krisensituation selbst, sondern die Unberechenbarkeit, wie Menschen auf die Krise reagieren.
  • Virtuelle Onboardings können in der Regel gut gelingen, vor allem, wenn man regelmäßige Jour Fixes mit neuen Kolleg*innen einplant und auch eigene persönliche Meetings für informellen Kaffeeklatsch im Team einplant.
  • Virtuelle Führung ist nicht erst seit COVID-19 in internationalen Großprojekten Standard. Hier ist virtuelle Führung aufgrund der örtlichen Verteilung besonders stark vertreten.
  • Probleme in internationalen Projekten findet man vor allem aufgrund der unterschiedlichen Kulturen und der damit verbundenen Wertehaltungen der Mitarbeiter*innen.

Ein letzter Tipp geht direkt an alle Projektmanagerinnen: Frauen besitzen viele Eigenschaften, die sie für Führungspositionen prädestinieren, wie Organisationsfähigkeit, hohe Resilienz und Social Skills, sind aber in Führungsrollen noch immer unterrepräsentiert. Um diesem Ungleichgewicht gegenzusteuern, empfiehlt Kroneder, dass Frauen mehr Selbstbewusstsein in ihre Führungsfähigkeiten haben und sich auch zutrauen sollen, Mentoring in Anspruch zu nehmen.

Wenn Sie die Podcast-Folge zum Thema "Führung" noch nicht gehört haben, haben Sie hier die Möglichkeit dazu.

Ing. Alexander Vollnhofer, MSc, cPM

Ing. Alexander Vollnhofer, MSc, cPM leitet die pma Geschäftsstelle. Er hat seine Studienschwerpunkte Projektmanagement, IT und Sozialwissenschaft in Projekten für die öffentliche Verwaltung zum Einsatz gebracht. Besonderes Interesse hat der begeisterte Schifahrer an komplexen Entscheidungsprozessen und am Mentoring junger Projektmanager*innen entwickelt. Alexander Vollnhofer ist seit 2013 pma Mitglied und leitete 2017 die pma young crew, die pma Plattform für Einsteiger*innen im Projektmanagement. Seit 2018 ist er im pma Vorstand und als Geschäftsstellenleiter für pma tätig. Seine Zuständigkeit im Vorstand umfasst die Betreuung von pma young crew Aktivitäten und den Bereich Innovation.


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