Unter extremen Rahmenbedingungen wie Zeitdruck, emotionalen Stresssituationen, Informationsmangel, Ungewissheit, Überforderung, Irritationen, physischen Gefahren, Ressourcen-Engpässen oder bedrohlichen Krisen können sich Verhaltensausprägungen des Narzissmus und Perfektionismus sowie Ängste und Kränkungen im Zuge von Projektabwicklungen äußerst kritisch auswirken.
Typische Situationen
Typische Situationen in denen man mit den Herausforderungen von Narzissmus, Perfektionismus, Ängsten und Kränkungen konfrontiert wird, sind beispielsweise
- Meetings
- Führungsentscheidungen
- Ressourcen-Zuordnungen
- Fehlerkultur
- Konfliktsituationen
- Personalentscheidungen
Folgende typische Verhaltensauffälligkeiten können bei diesen spezifischen Persönlichkeitsmerkmalen oft beobachtet werden:
Bei Narzissmus
- Recht haben wollen
- Empathie-Mangel
- Ich-Bezogenheit
- Sucht nach Anerkennung
- Schuldzuweisungen
- Leichte Kränkbarkeit
- Kritikunfähigkeit
- Beleidigungen
Bei Perfektionismus
- Detailverliebtheit
- Kontrollzwang
- Rechtfertigungen
- Zögern bei Entscheidungen
- Zurückweisen von Fehlern
- Ängstliche Vermeidungshaltung
Bei Kränkbarkeit
- Verbitterung, Enttäuschung, Frust
- Rachelust, Hass
- Dienst nach Vorschrift
- Protest, Streik
- Nachtragender Groll
Die Motive
Motive für Narzissmus, Perfektionismus & Co liegen oft in einem gestörten Selbstwertgefühl, einem starken Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung, sowie Verlustängsten und Rachegelüsten.
Was tun?
Wie können wir nun mit diesen psychosozialen Herausforderungen umgehen, um auf der Reise in die Projektungewissheit handlungs- und zukunftsfähig zu bleiben?
Individuelles und kollektives Situationsbewusstsein sicherstellen
Ein wichtiger Schritt um sich (inklusive Team) der aktuellen psychosozialen Situation bewusst zu werden, ist die achtsame Selbstwahrnehmung und Beobachtung des sozialen Umfelds.
Situationsbewusstsein ist die Wahrnehmungsfähigkeit und das wertungsfreie Verstehen wollen von Verhalten und Motiven aus der Sicht der Metaebene.
- Kurz innehalten und einmal beobachten!
- Alle Sinne öffnen für eine psychosoziale Achtsamkeit!
- „Tunnelblick“ durch emotionale Einflüsse vermeiden!
Hilfreiche Fragen für die Konstruktion einer Situationswirklichkeit
- Was passiert gerade mit mir und um mich herum?
- Was ist für mich beobachtbar und wahrnehmbar?
- Warum fühle ich so?
- Warum reagiere ich so?
- Was denken/fühlen die anderen? Was sind deren Motive?
- Wie funktioniert dieses „psychosoziale System“?
- Wie kann ich mit dieser Situation umgehen?
- Welche Interventionen bieten sich an?
- Wie kann ich selbstwirksam werden?
Vorschlag für Vorgehensweise
- Impulsdistanz einhalten - Affekthandlungen vermeiden
- Systemische Haltung und Betrachtungsperspektive einnehmen
- Individuelle und kollektive Situationsbewusstheit auf der Metaebene herstellen
- Gewaltfreie Kommunikation (GfK)
- Zuhören und andere verstehen wollen
- Akzeptanz des Anderssein
- Kränkungen erkennen bzw. vermeiden
- Ängste ansprechen und wichtig nehmen
- Vertrauen aufbauen für positive Fehlerkultur
- Pareto-Prinzip 20/80 anwenden
- Loslassen können
- Gelassenheit bewahren
- Teamreflexion und VUCA-Briefings ansetzen
Lernen aus mehr Situationsbewusstsein
- Sich selbst und andere in kritischen Situationen besser kennen lernen
- Durch Offenheit und Achtsamkeit eine bessere Organisationskultur schaffen
- Psychische Widerstandskraft im Team erhöhen
Die Pflege des psychosozialen Situationsbewusstseins sollte als Resilienz-Strategie auf der Reise in die ungewisse VUCA-Zukunft in jedem Projekt etabliert werden!