Brigitte Schaden: Warum war es notwendig, ein neues Framework für Projektmanagement zu entwickeln?

Lynn Crawford: Die meisten Standards, auf die wir bisher zurückgegriffen haben, wurden in einem anderen Jahrhundert für eine andere Welt entwickelt. Darum wollten wir einen neuen Blick darauf werfen, was es bedeutet, Dinge zu erledigen („Getting Stuff Done“). Denn die Welt hat sich in den letzten Jahren stark verändert: wir bewegen uns in einem Umfeld, das volatil, komplex, unsicher und ambivalent ist. Es wird mehr projektbasiert gearbeitet und auch die PM-Methoden haben sich um agile Ansätze erweitert.

 

Schaden: Was soll mit „Getting Stuff Done“ erreicht werden?

Crawford: Eine Möglichkeit besteht darin, dass Menschen und Organisationen das neue Regelwerk übernehmen und es dann in ihren eigenen Kontext stellen. Es gibt keine Grenzen für die Anwendung. Für einige Bereiche wird es gewisse Vereinfachungen mit sich bringen, etwa im Bau- und Ingenieurwesen. Hier kann „Getting Stuff Done“ auch dazu verwendet werden, um beispielsweise Prozesse neu zu bewerten.

 

Schaden: Ist „Getting Stuff Done“ ein Rahmen, um rasch auf verändernde Situationen reagieren zu können?

Crawford: Es kann dafür sehr hilfreich sein, denn es ist ein einfaches Framework mit nur sieben Bereichen auf der obersten Ebene, für jeden verständlich formuliert.

 

Schaden: Werden mit „Getting Stuff Done“ die Gegensätze von traditionellen und agilen Vorgehensmodellen aufgelöst?

Crawford: Ja, ich denke schon. Denn bei der Entwicklung stützte sich GAPPS sowohl auf traditionelle PM-Ansätze wie auch auf agiles Change-Management. Im Entwicklungsprozess haben wir Maßnahmen aus all diesen Bereichen herangezogen, um Schlüsselprozesse zu identifizieren. Und wir haben die Mitwirkenden gebeten, alles zu verwerfen, was ihrer Meinung nach nicht wesentlich ist, um Dinge zu erledigen. Alles stand auf dem Prüfstand.

 

Schaden: Wie geht es weiter?

Crawford: Ich möchte alle dazu ermutigen, „Getting Stuff Done“ in ihrem Umfeld zu nutzen und Feedback an GAPPS zu geben. Wir stellen uns vor, verschiedene „Getting Stuff Done“-Versionen in Zukunft zu veröffentlichen. Dazu brauchen wir aber die Rückmeldungen von Menschen, die das Framework in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt haben.

 

Das Gespräch zwischen pma Präsidentin Brigitte Schaden und Lynn Crawford fand am 13. Oktober im Rahmen des pma focus 2022 statt, Österreichs größtem Kongress für Projektmanagement.

Mag. Brigitte Schaden

Brigitte Schaden ist Präsidentin von Projekt Management Austria (pma). Die studierte Versicherungsmathematikerin und Betriebsinformatikerin ist Inhaberin von BSConsulting und als Managementberaterin, Coach, Wirtschaftsmediatorin, Lektorin, tätig. Außerdem ist Brigitte Schaden IPMA® Assessorin, Chair von GAPPS (Global Alliance for the Project Professions), IPMA® Honorary Fellow sowie Vortragende auf Konferenzen in Brasilien, China, Indien, Korea, Südafrika, Australien, Nepal, Panama und in ganz Europa. Die ehemalige IT-Leiterin, Projektmanagerin und -auftraggeberin sowie PMO-Leiterin war außerdem Vizepräsidentin, Präsidentin und Chair der International Project Management Association, Personalleiterin und Organisationsentwicklerin.


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