Vor kurzem habe ich mich am runden Tisch zum Thema "agiles Arbeiten in Österreich" mit zwei Experten ausgetauscht. Meine Gäste waren Arkad Kuhnle, pma Vorstand, Assessor und bei ATOS IT Solutions and Services GmbH im Bereich Quality Management tätig sowie Mario Sparrer, Managing Consultant und Senior Projektleiter bei der Firma adesso Austria. Zu Beginn sprachen wir kurz über die Entstehung von agilen Arbeitsweisen. Laut Mario Sparrer wird mit dem Begriff Agilität grundsätzlich die Fähigkeit einer Person oder eines Unternehmens bezeichnet, in kurzer Zeit auf sich ändernde Anforderungen reagieren zu können. Kurz gesagt, Agilität beschreibt die Geschwindigkeit, mit der Entscheidungen getroffen und Anpassungen vorgenommen werden können.

 

Keine Neuerfindung des 21. Jahrhunderts

Arkad Kuhnle erwähnt, dass agile Arbeitsweisen viele Feedbackschleifen beinhalten, die hauptsächlich den Nutzen haben, die Qualität zu sichern. Darüber hinaus gibt es schon viele Ansätze wie auch das Lean Prinzip aus den 90er Jahren, die Ideen von dem enthalten, was man heute als agiles Arbeiten bezeichnet. Spätestens seit dem „Agilen Manifest“ von 2001 nehmen die Ideen agiler Arbeitsweisen aber Einzug in fast allen Branchen und sind nicht nur auf die IT-Branche begrenzt. Agiles Arbeiten ist laut Meinung von Arkad Kuhnle eine strukturierte Form des gemeinsamen Arbeitens in kurzen Zeiträumen mit regelmäßigen Feedbackschleifen. Alle Personen arbeiten selbstorganisiert, mit der gleichen Intention, nämlich möglichst schnell einen Nutzen zu stiften.

 

Volatile Rahmenbedingungen und ein rascher technologischer Fortschritt erfordern Anpassung

Weiters haben wir darüber diskutiert, dass sich Unternehmen heutzutage anpassen müssen, denn mit althergebrachten Arbeitsweisen kann man den volatilen Rahmenbedingungen von heute nicht mehr gerecht werden. Auf dem Markt herrscht ein intensiver Wettbewerb. Viele Güter oder Dienstleistungen sind substituierbar. Das trifft zusammen mit sich rasch ändernden Rahmenbedingungen, wie digitalisierten, vernetzten Wertschöpfungsketten, übergreifender Zusammenarbeit und einer rasanten Weiterentwicklung von Technologien.

 

Herausforderungen von Projektmanager*innen und neue Rollenbezeichnungen

Besonders wichtig für agiles Arbeiten ist vor allem das Mindset. Der Erfolg von agilem Arbeiten hängt immer davon ab, wie flexibel man agiert, wie eigenverantwortlich gehandelt wird, wie wertschätzend man miteinander umgeht und die gemeinsame Vision umsetzt. Außerdem benötigt es auch ein gut aufeinander abgestimmtes System mit klaren Rollenaufteilungen und einer gemeinsamen Zielsetzung. Es gibt nämlich nicht die eine, agile Methode, die das Non-Plus-Ultra darstellt. Man muss situationsspezifisch die passende Methode wählen – den Anforderungen des Produkts, der Kunden entsprechend. Je nach Geschäftsbereich oder Branche werden unterschiedliche Methoden eingesetzt, um die Produktentwicklung zu planen oder um Prozesse zu steuern: Scrum, Lean, KanBan oder SAFe – der Methodenkoffer ist groß und bietet eine Vielzahl an Methoden.

 

Projektdesign für den Erfolg eines Projekts

Viele Unternehmen versuchen aufgrund der Vorteile von agilen Arbeitsweisen eine Umstellung und merken schnell, dass es zu Problemen in der Organisation kommt. Was sind also Faktoren für das Gelingen einer Umstellung auf eine agile Arbeitsweise? Laut Arkad Kuhnle die Unternehmenskultur, der Reifegrad der Organisation, das Wissen über Methoden und das Zulassen von Selbstorganisation durch das Management. Mario Sparrer schließt den Ausflug in die agilen Arbeitsweisen damit ab, dass aus seiner Perspektive Projektmanagement schon immer agil war. Agile Ansätze sind nur die logische Ergänzung und auch Weiterentwicklung der vorhandenen Vorgehensweisen in der modernen Zusammenarbeit. Projekterfolg entscheidet sich durch die Wahl der richtigen Werkzeuge zu Projektbeginn und nicht am Ende des Projekts. Es ist essenziell auf die Rahmenbedingungen einzugehen und die Methoden darauf auszurichten. Demzufolge führt er beispielsweise bereits seit vielen Jahren Projekte mit einem Mix aus pma/IPMA® und SCRUM zum Erfolg.

 

Eigene Zertifizierungen zum Agile Leader bei der pma

Auch Projekt Management Austria hat sich auf veränderte Rahmenbedingungen eingestellt. Daher können bereits zertifizierte Projektmanager*innen jetzt in kurzer Zeit, mit wenig Aufwand noch ein zusätzliches Zertifikat erwerben. Dieser Nachweis stellt auf Level D dar, dass man sich nach internationalen anerkannten Richtlinien mit agilen Wissenselementen beschäftigt hat. Bei einer Zertifizierung nach Level C geht es darüber hinaus auch darum, dass man in Projekten, Initiativen und Vorhaben, von geringer Komplexität agile Verfahren selbst angewendet hat. Weitere Informationen zur "Agile Leadership Zertifizierung" finden Sie hier. Die gesamte Podcast-Folge gibt es hier zum reinhören.

Ing. Alexander Vollnhofer, MSc, cPM

Ing. Alexander Vollnhofer, MSc, cPM leitet die pma Geschäftsstelle. Er hat seine Studienschwerpunkte Projektmanagement, IT und Sozialwissenschaft in Projekten für die öffentliche Verwaltung zum Einsatz gebracht. Besonderes Interesse hat der begeisterte Schifahrer an komplexen Entscheidungsprozessen und am Mentoring junger Projektmanager*innen entwickelt. Alexander Vollnhofer ist seit 2013 pma Mitglied und leitete 2017 die pma young crew, die pma Plattform für Einsteiger*innen im Projektmanagement. Seit 2018 ist er im pma Vorstand und als Geschäftsstellenleiter für pma tätig. Seine Zuständigkeit im Vorstand umfasst die Betreuung von pma young crew Aktivitäten und den Bereich Innovation.


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